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6 Gedichte aus dem Liederbuch eines Malers, Op.36

 

Christian Gerhaher (baritone)
Gerold Huber (piano)

 

Liebesbotschaft (Message of love)

 

Wolken, die ihr nach Osten eilt,
Wo die eine, die Meine weilt,
All meine Wünsche, mein Hoffen und Singen
Sollen auf eure Flügel sich schwingen,
Sollen euch, Flüchtige, zu ihr lenken,
Daß die Züchtige
meiner in Treuen mag gedenken.

Singen noch Morgenträume sie ein,
Schwebet leise zum Garten hinein,
Senket als Tau euch in schattige Räume,
Streuet Perlen auf Blumen und Bäume,
Daß der Holdseligen, kommt sie gegangen,
All die fröhlichen Blüten
Sich öffnen mit lichterem Prangen.

Und am Abend in stiller Ruh',
Breitet der sinkenden Sonne euch zu!
Mögt mit Purpur und Gold euch malen,
Mögt in dem Meere von Gluten und Strahlen
Leicht sich schwingende Schifflein fahren,
Daß sie singende Engel
Glaubet auf euch zu gewahren.

Ja, wohl möchten es Engel sein,
Wär mein Herz gleich ihrem rein;
All meine Wünsche, mein Hoffen und Singen
Zieht ja dahin auf euren Schwingen,
Euch, ihr Flüchtigen, hinzulenken
Zu der Züchtigen,
Der ich einzig nur mag gedenken.

 

 

Rose, Meer und Sonne (Rose, Sea and Sun)

 

Rose, Meer und Sonne
Sind ein Bild der Liebsten mein,
Die mit ihrer Wonne
Faßt mein ganzes Leben ein.

Aller Glanz, ergossen,
Aller Tau der Frühlingsflur
Liegt vereint beschlossen
In dem Kelch der Rose nur.

Alle Farben ringen,
Aller Duft im Lenzgefild',
Um hervorzubringen
Im Verein der Rose Bild.

Alle Ströme haben
Ihren Lauf auf Erden bloß,
Um sich zu begraben
Sehnend in des Meeres Schoß.

Alle Quellen fließen
In den unerschöpften Grund,
Einen Kreis zu schließen
Um der Erde blühndes Rund.

Alle Stern' in Lüften
Sind ein Liebesblick der Nacht,
In des Morgens Düften
Sterbend, wenn der Tag erwacht.

Alle Weltenflammen,
Der zerstreute Himmelsglanz,
Fließen hell zusammen
In der Sonne Strahlenkranz.

 

 

 

Die Forelle (The trout)

 

In einem Bächlein helle,
Da schoß in froher Eil
Die launische Forelle
Vorüber wie ein Pfeil.
Ich stand an dem Gestade
Und sah in süßer Ruh
Des muntern Fischleins Bade
Im klaren Bächlein zu.

Ein Fischer mit der Rute
Wohl an dem Ufer stand,
Und sah's mit kaltem Blute,
Wie sich das Fischlein wand.
So lang dem Wasser Helle,
So dacht ich, nicht gebricht,
So fängt er die Forelle
Mit seiner Angel nicht.

Doch endlich ward dem Diebe
Die Zeit zu lang. Er macht
Das Bächlein tückisch trübe,
Und eh ich es gedacht,
So zuckte seine Rute,
Das Fischlein zappelt dran,
Und ich mit regem Blute
Sah die Betrogene an.


 

Trockne Blümen (Faded Flowers)

 

 

Die Flüchtlinge (The Fugitives)

 

I


Der Hagel klirrt nieder,
Es leuchten die Wogen,
Die Blitze rings sprühen,
Der Schaum kommt geflogen -
Fort! Fort!

Der Donner laut kracht,
Die Wälder all' stöhnen,
Der Sturmwind rings braust
Die Glocken ertönen -
Fort! Fort!

Die Erd' gleich dem Meere
Wankt trümmerbedeckt,
Thier und Mensch sind entfloh'n
Vor dem Sturm erschreckt -
Fort! Fort!


II

"Der Steur'mann erbleicht,
Nur ein Segel hat's Boot,
Wer zu folgen jetzt wagte,
Wär' ein kühner Pilot!"
(Rief er.)

(Und sie rief:) "Greif zum Ruder,
Stoß' kühn vom Gestad!"
Und Hagel und Kugeln
Bestreu'n ihren Pfad
Über's Meer.

Die Leuchtfeuer glüh'n
Von Klippen und Thurm:
Das Geschütz stumm blitzt,
Erstickt von dem Sturm
Von seewärts her.


III

"Und siehst du, und hörst du?
Und banget dein Sinn?
Und jagen wir frei nicht
Über's Meer dahin,
Ich und du?"

Ein Schiffsmantel deckt
Die Liebenden beide;
Ihr Herz schlägt vereint
In stolzer Freude,
Sie flüstern sich zu.


IV

In dem Schloßhof, neben
Der Pförtnerin, gleich
Geschlagenem Bluthund,
Steht der Bräutigam, bleich
Vor Scham.

Ein todkündend Gespenst,
Steht auf oberstem Thurm
Ein Greis, und vor seiner
Stimme der Sturm
Scheint zahm.

Auf die Letzte und Schönste
Seines Stammes zur Stunde
Einen Fluch er ruft
Wie aus Vaters Munde
Nie kam!


Dichterliebe

 

Im wunderschönen Monat Mai,
Als alle Knospen sprangen,
Da ist in meinem Herzen
Die Liebe aufgegangen.

Im wunderschönen Monat Mai,
Als alle Vögel sangen,
Da hab' ich ihr gestanden
Mein Sehnen und Verlangen.

In the wonderfully beautiful month of May
When all the buds are bursting open,
There, from my own heart,
Bursts forth my own love.

In the wonderfully beautiful month of May
When all the birds are singing,
So have I confessed to her
My yearning and my longing.


Aus meinen Tränen sprießen
Viel blühende Blumen hervor,
Und meine Seufzer werden
Ein Nachtigallenchor.

Und wenn du mich lieb hast, Kindchen,
Schenk' ich dir die Blumen all',
Und vor deinem Fenster soll klingen
Das Lied der Nachtigall.


From my tears sprout forth
Many blooming flowers,
And my sighing become joined with
The chorus of the nightingales.

And if you love me, dear child,
I will send you so many flowers;
And before your window should sound
The song of the nightingale.


Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne,
Die liebt' ich einst alle in Liebeswonne.
Ich lieb' sie nicht mehr, ich liebe alleine
Die Kleine, die Feine, die Reine, die Eine;
Sie selber, aller Liebe Wonne,
Ist Rose und Lilie und Taube und Sonne.
Ich liebe alleine die Kleine,
die Feine, die Reine, die Eine.


The rose, the lily, the dove, the sun,
I loved them all once in love's bliss.
I love them no more, I love only
The Small, the Fine, the Pure the One;
I love only them.
She herself--the source of all love--
IS the rose, lily, dove, and sun
I love only that which is small,
Fine, pure--the one, the ONE!


Wenn ich in deine Augen seh',
So schwindet all' mein Leid und Weh;
Doch wenn ich küße deinen Mund,
So werd' ich ganz und gar gesund.

Wenn ich mich lehn' an deine Brust,
Kommt's über mich wie Himmelslust;
Doch wenn du sprichst: ich liebe dich!
So muß ich weinen bitterlich.

When I gaze into your eyes,
All my pain and woe vanishes;
Yet when I kiss your lips,
I am made wholly and entirely healthy.

When I lay against your breast
It comes over me like longing for heaven;
Yet when you say, "I love you!"
I must cry so bitterly.


Ich will meine Seele tauchen
In den Kelch der Lilie hinein;
Die Lilie soll klingend hauchen
Ein Lied von der Liebsten mein.

Das Lied soll schauern und beben
Wie der Kuß von ihrem Mund,
Den sie mir einst gegeben
In wunderbar süßer Stund'.


I want to delve my soul
Into the cup of the lily;
The lily should give resoundingly
A song belonging to my beloved.

The song should shudder and tremble
Like the kiss from her lips
That she once gave me
In a wonderfully sweet hour.


Im Rhein, im heiligen Strome,
Da spiegelt sich in den Well'n
Mit seinem großen Dome
Das große, heil'ge Köln.

Im Dom da steht ein Bildnis,
Auf goldenem Leder gemalt;
In meines Lebens Wildnis
Hat's freundlich hinein gestrahlt.

Es schweben Blumen und Eng'lein
Um unsre liebe Frau;
Die Augen, die Lippen, die Wänglein,
Die gleichen der Liebsten genau.

 


 

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Posted by 프랭크 안